„Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor.“ Dieser Ausspruch von Goethes Faust beschreibt das Dilemma von Wissen und Gewissen, von Wissen und dem wahren Nutzen. Alles ist streitbar, alles ist im Wandel – das gilt auch für das, was hinter dem Freiheitsbegriff zu verstehen ist.
Jüngstes Beispiel dafür liefert eine Berichterstattung über die Aussagen des deutschen Staatsoberhauptes, Bundespräsident Joachim Gauck. In einer Kolumne der Zeitung „Die Zeit“ fasste am 13. Juli Martin Klingst die aktuelle Leistung des Bundespräsidenten unter der hochtrabenden Überschrift „Gauck füllt die Freiheitsformel mit Inhalt“ zusammen. In einem tendenziösen Stil, wie es sich für das journalistische Stilmittel „Kolumne“ gehört: „Zum Glück gibt es den Bundespräsidenten, der uns als Nation und als Volk immer wieder den Spiegel vorhält. Der uns ins Gedächtnis ruft, dass Freiheit keine leere Formel ist.“ In weiteren Passagen wird betont, wie sehr Freiheit die Gesellschaft zusammenhalte, wie wenig selbstverständlich dieses hohe Gut ist und wie sehr es immer wieder auf Neue verdient werden muss. Der Autor versteht Gaucks Appelle aber eben auch so, „dass Freiheit letztlich Verantwortung bedeutet: für sich und für andere.“